Lange Zeit gab es im Trierer Dom – im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchen - keine Krippe. Das wurde auch im Rahmen der letzten Domrenovierung (bis 1974) nicht geändert. Immer wieder wurde auf die barocke Marienkapelle im östlichen Teil des südlichen Seitenschiffs verwiesen, die in Stuckausführung drei Wandbildnisse aus den 1740er Jahren enthält, von denen eines die Geburt Christi darstellt. In der Weihnachtszeit wird dieses Wandkompartiment festlich geschmückt. Bis Weihnachten 2023 trat der Bischof unmittelbar vor der Eröffnung der Christmette vor diese Krippendarstellung, um dem Geheimnis von Weihnachten, dass Gott in diesem Kind von Bethlehem Mensch geworden ist, durch die Inzens mit Weihrauch Ausdruck zu verleihen.
„Was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben …“ (1 Joh 1,1)
Im Jahr 2023 hat sich dann das Domkapitel entschlossen, eine „richtige“ Krippe anfertigen zu lassen, die nicht in einer Seitenkapelle der Kirche gesucht werden muss, sondern zentral im Altarraum Aufstellung finden soll. Die Besucher, die in den Dom kommen, sollen sehen, mit den Augen „begreifen“ können, was ein „unfassbares“ Geheimnis ist.
Mit der Schaffung dieser Krippe wurde der aus Wolkenstein in Südtirol stammende Künstler Hubert Mussner beauftragt. Aus naturbelassenem Lindenholz schnitze er sechs Figuren, von denen die „erwachsenen“ Figuren mit ca. 160 cm fast Lebensgröße haben. Damit ist die Krippe auch von weitem gut zu erkennen.
Die neue Krippe ist keine „klassische“, wie wir sie aus vielen anderen Kirchen oder unseren Häusern kennen. Zwar haben die Betrachtenden sofort eine Idee, was sie sehen. Aber wer länger vor der Krippe verweilt und nicht auf die eigene Idee fixiert ist, der wird auch ein „Aber“ ausrufen, das die Offenheit zu mehr als einer Deutung zulässt.
So will auch die folgende Deutung nur eine von vielen möglichen Deutungen darstellen. Sie will einladen, selbst weitere Perspektiven zu entdecken und damit tiefer das Geheimnis von Weihnachten zu betrachten und für sich zu erschließen.








