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„Josef wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.“ (Lk 2,5)

Maria mit Jesuskind auf dem Schoß

Die Verbindung zwischen Maria und Jesus ist besonders eng. Das Jesuskind liegt in ihrem Schoß geborgen: Mutter und Kind, Mutter und „ihr Sohn, der Erstgeborene“ (Lk 2,7).

Doch was ist mit Josef? Er sitzt hinter Maria, seinen Blick scheinbar auf das Kind gerichtet. Das Kind ist nicht sein Sohn im leiblichen Sinne. Das neugeborene Kind, das den Namen Jesus trägt (Lk 2,21), ist „Sohn Gottes“ (Lk 1,35), „Sohn des Höchsten“ (Lk 1,32). Dieses Kind entstammt nicht „dem Willen des Mannes“ (Joh 1,12). „Der Heilige Geist wird über dich kommen“, kündet der Engel Maria auf Ihre Frage, wie sie denn dieses verheißene Kind empfangen soll, „und Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,35).

Josef ist nicht Vater des Kindes im leiblichen Sinne. Und doch ist Josef Vater (vgl. Lk 2,33.48) in einem irdisch rechtlichen Sinne. Josef gibt Jesus seinen Familiennamen. Das neugeborene Kind wird unter seinem Namen eingetragen in die Steuerlisten des römischen Reiches (Lk 2,1). Hier wird deutlich: Das Kind ist nicht nur „auf die Welt gekommen“, wie wir es umgangssprachlich ausdrücken, es ist auch „in seine Umwelt eingetaucht“ mit allem, was dazugehört.

Über Josef gehört Jesus „dem Haus und Geschlecht Davids“ an (Lk 2,4). Der Stamm­baum Jesu macht dies deutlich (vgl. Mt 1,1-17; Lk 3, 23-28). Über Josef ist Jesus „Sohn Davids“ (vgl. Mt, 16; 21,9).

Die Menschen in Nazareth lernen Jesus kennen als den „Sohn Josefs“ (vgl. Lk 4, 22; Joh 1,45), als den „Sohn des Zimmermanns“ (Mt 13,55; Mk 6,3).

Später werden die Menschen, als es ihnen schwerfällt zu verstehen, was Jesus tut und sagt, fragen: „Woher hat er das?“ (Mk 6,2). „Wir kennen [doch] seinen Vater und seine Mutter“ (Joh 6,41). Die Menschen seiner Umgebung können sich nur schwer von dem für sie Nächstliegenden lösen und sich von Jesus ein „neues Bild“ machen. Sie tun sich schwer, ihn neu und wahrer zu erkennen (vgl. Joh 10,14). Daher wird Jesus später sagen: „Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie“ (Mk 6,4).

Heilige Familie mit den Augenmerk auf Josef, der Maria den Rücken stützt

Der Gottessohn, der ganz Mensch geworden ist, bleibt so immer auch der Junge aus dem Haus von nebenan, von dem man viel erzählen könnte, eben ein „wahrer Mensch“, aufgewachsen bei seinen Eltern, ihnen in der Kindheit und Jugend „gehorsam“ (Lk 2,51), mit ihnen eine Familie bildend.

„Josef, steh auf, nimm das Kind und seine Mutter …“ (Mt 2,13.20)

Josef sitzt hinter Maria. Sie lehnt sich an sein Knie an. Sie findet Halt bei ihm, er ist ihr echte Stütze. Beide Füße von Josef stehen fest auf dem Boden. Er ist erdverbunden, ein erfahrener, gestandener Handwerker. Er weiß die Erfordernisse des Alltags zu meistern. Die Haltung des Josef strahlt Ruhe und Sicherheit aus.

Josef hält Maria an der Schulter

So kann Maria geradezu entspannt sein. Ihre Körperhaltung lässt dies erkennen, so wie sie da sitzt, die Füße übereinander geschlagen. Sie kann sich ganz auf Josef verlassen bei der Erfüllung ihrer großen Berufung und Aufgabe, die Mutter des Sohnes Gottes zu sein.

Das war nicht von Anfang an so klar. Als Josef feststellte, dass Maria „ein Kind erwar­tete“, „noch bevor sie zusammengekommen waren“ (Mt 1, 18), ein Kind, das also nicht von ihm stammte, da wollte er sich von Maria trennen.

Ähnlich wie bei Maria bedarf es auch in seinem Fall einer göttlichen Intervention. Ähnlich wie Maria muss auch er in den Plan Gottes eingewiesen werden: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen, denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.“ (Mt 1, 20).

Bei Maria und Josef kommen zwei Berufungen zusammen, zwei verschiedene, einmalige und einzigartige, sich aber ergänzende Berufungen:

die Berufung Marias, Mutter des Sohnes Gottes zu sein, die Person also, durch die das göttliche Wort Fleisch (Joh 1,14), das heißt Mensch wird,

und die Berufung Josefs, nämlich für diesen menschgewordenen Sohn Gottes zu sorgen, ihm Schutz zu bieten (vgl. Mt 2, 13-14), ihm den Weg ins Leben dieser Welt zu bahnen (vgl. Mt 2, 23; Lk 2, 39; 41).

Josef berührt Marias Schulter leicht

Die Besonderheiten der beiden Berufungen werden in der Handhaltung Josefs deutlich: Josef legt seiner Verlobten nicht die Hand auf die Schulter - „besitzergreifend“, „meine“ Verlobte -, sondern er berührt Marias Schulter seitlich, eher leicht, mit flacher Hand. Die linke Hand scheint die rechte Hand zum einen zurückzuhalten – Gott hat bereits seine Hand auf diese Frau gelegt -, zum anderen scheint die linke aber auch die rechte Hand zu stützen - die Aufgabe des Josef verlangt seine ganze Kraft, den ganzen Men­schen.