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Osterleuchter für die Trierer Bischofskirche

Ein Beitrag des 21. Jahrhunderts zur Ausstattung des Doms

„Es ist ein beeindruckendes Kunstwerk, das in seiner theologischen Aussage zu Jesus hinführen soll.“ So beschreibt Prälat Werner Rössel, als Dompropst verantwortlich für den Trierer Dom, den neuen Osterleuchter des Saarbrücker Künstlers Ernst Alt, den Bischof Dr. Stephan Ackermann am 13. November 2014 während einer Vesper eingeweiht hat.

Eindrucksvoll ist das Kunstwerk, eine „Lichtsäule“ rund 2,30 Meter hoch, aus patinierter Bronze gegossen, reich verziert mit biblischen Figuren und Motiven – ein Beitrag des 21. Jahrhunderts zur Ausstattung des Doms.

Erläuterungen zum Osterleuchter

Die Basis: Der Fluss Tigris

Die Basis

Die Basis des Leuchters bilden die vier Paradiesströme Euphrat, Tigris, Gihon und Pischon. „Sie bilden gleichsam den Kosmos ab, zwischen den Strömen finden wir Oliven, Trauben, Ähren und treffen so mit dem Wasser zusammen auf die Materie der Sakramente“, erklärt Rössel. Diese führten immer wieder in die Berührung mit Jesus.

Die Säule ist in drei Etagen gegliedert; auf jeder dieser Etagen sind vier Figuren gezeigt, die die Säule bilden.

1. Stockwerk: Die Propheten

Erste Etage: Propheten

Hier sind die Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel dargestellt.

Jeremia steht trauernd am Scherbenhaufen Jerusalem, neben ihm zeigt Jesaja den grünen Zweig, der aus dem tot gesagten Wurzelstumpf wächst; daneben Ezechiel mit einem Schaf im Arm, weil er sich gegen die "schlechten Hirten" im Volk wendet - und Daniel im Gebet.

Die Evangelisten

Zweite Etage: die vier Evangelisten

Lukas, Johannes, Markus und Matthäus tragen die zweite Etage.

Zwischen Lukas und Johannes ist der Heilige Rock gezeigt, das im Dom aufbewahrte Gewand Christi: Wie von einer Hand gepackt wird er von der Rückenpartie aus hingehalten, so dass Halsöffnung und Ärmel tiefer hinabhängen. Auch der der Kreuzesnagel hat einen Bezug zum Dom. Er hat die Form des Nagels, der in der Domschatzkammer aufbewahrt wird.

Lukas schreibt auf dem Rücken von Markus - und dem Johannes entgleitet seine Schreibfeder, weil ja "die ganze Welt die Bücher nicht fassen (könnte), die man schreiben müsste" (Joh 21,25b)

Die Kirchenväter

Dritte Etage: vier Kirchenväter

Ambrosius, Athanasius, Hieronymus und Augustinus haben „allesamt einen Bezug zu Trier“, wie der Dompropst erläutert:

Der heilige Ambrosius wurde in Trier geboren und besuchte später, als Bischof von Mailand, wieder seine Heimatstadt. Der heilige Athanasius war zwei Mal in Trier in der Verbannung, der heilige Hieronymus absolvierte einen Teil seiner Studien in Trier - und die Bekehrung des heiligen Augustinus wurde durch einen Bericht über eine Begebenheit in Trier angestoßen.

Das himmlische Jerusalem

Das Kernstück des heutigen Doms - der römische "Quadratbau" - als oberstes Stockwerk

Das oberste Stockwerk schließlich bildet der bauliche Kern des heutigen Doms - und erinnert zugleich an das himmlische Jerusalem mit seinen zwölf Toren; es trägt in der Osterzeit die Osterkerze als Symbol des auferstandenen Jesus Christus - und der Hoffnung der ganzen Welt auf die Befreiung aus der Macht des Todes.

Noch einmal greifen die Gedanken weit zurück in die Geschichte der Trierischen Kirche und begegnen der heiligen Helena. (Übrigens der einzigen Frau, mit der uns der Osterleuchter in Verbindung bringt). Ihr verdanken wir den Heiligen Rock. Ihr verdanken wir den Dom als Geschenk an Bischof Agritius.

Männer und Frauen sind Gewähr, dass das Osterlicht bis auf den Tag seinen Ort findet. Im Bild, gehalten von den vier Wesen aus der geheimen Offenbarung des Johannes (4, 6-8), die später den Evangelisten zugeordnet werden: Matthäus (der Mensch), Markus (der Löwe), Lukas (der Stier), Johannes (der Adler), bezeugt über die Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag.

Osterleuchter

Galerie Osterleuchter

Der Künstler und sein letztes großes Werk

Ernst Alt

Fünf Jahre habe es von der Idee über Planung und Ausführung gedauert, den Leuchter zu realisieren, betont der Dompropst. In „letzter Minute“ sei man zum Ergebnis gekommen.

„Damit ist gemeint, dass der Künstler Ernst Alt das Modell des Osterleuchters am Samstag vor dem Weißen Sonntag (2010) hier 'vorbeibrachte' - und dann aber leider am darauf folgenden Montag von einer schweren Krankheit getroffen wurde.“ Der Künstler habe aber trotz seiner Krankheit über Bilder stets Anteil am Fortgang der Arbeiten genommen. Es war geradezu eines der Lebensziele von Ernst Alt, eines seiner Werke für den Trierer Dom schaffen zu dürfen.

Ernst Alt ist in der Osternacht 2013 verstorben.