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Wallfahrtsziel seit einem halben Jahrhundert

Seit 1512 pilgerten Millionen Menschen zum Heiligen Rock

Heiliger Rock Wallfahrt 2012

Es war ein großes Fest des Glaubens, zu dem Menschen aus aller Welt nach Trier kamen: Die Wallfahrt 2012 brachte vom 13. April bis 13. Mai 2012 unter dem Leitwort "und führe zusammen, was getrennt ist" rund 550.000 Wallfahrer aus aller Welt nach Trier, wo die Tunika Christi in einem Glasschrein zu sehen war. Anlass war die Erinnerung an die erste Zeigung der Reliquie vor 500. Jahren.

Zuvor hatten Trierer Bischöfe im 20. Jahrhundert dreimal Mal zu einer Heilig-Rock-Wallfahrt eingeladen. Zur Heilig-Rock-Wallfahrt 1996, die in Erinnerung an die urkundlich erwähnte Einmauerung der Reliquie in den Ostchor 1196 einberufen worden war, kamen rund 700.000 Wallfahrer, unter dem Leitwort "Mit Jesus Christus auf dem Weg". Die Wallfahrt hatte erstmals einen ökumenischen Fokus. Vom 23. Juli bis zum 10. September 1933 pilgerten mehr als zwei Millionen Christen auf Einladung von Bischof Franz Rudolf Bornewasser zum Trierer Dom – bisher die größte aller Heilig-Rock-Wallfahrten, die aus Anlass der Feier des Heiligen Jahres stattfand. Überschattet wurde die Wallfahrt von der Sorge über die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die zweite Heilig-Rock-Wallfahrt des 20. Jahrhunderts fand vom 19. Juli bis 20. September 1959 statt.

In den beiden Jahrhunderten zuvor war die Geschichte des Heiligen Rocks geprägt von Kriegen und politischen Auseinandersetzungen. Mehrfach musste das Gewand in Sicherheit gebracht und in der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz gelagert werden. Vom 1. Mai bis zum 25. Juli 1655 war der Heilige Rock noch einmal in Trier gezeigt worden – zum letzten Mal für mehr als 150 Jahre.

Nach der Französischen Revolution schien kein Ort im Bistum Trier mehr sicher genug für die kostbare Reliquie, es begann eine Irrfahrt. Nach der Einnahme Triers durch französische Truppen 1794 wurde die Tunika erst nach Würzburg gebracht, dann nach Bamberg und nach Böhmen, von dort wieder zurück nach Bamberg und schließlich nach Augsburg, wo der letzte Trierer Erzbischof und Kurfürst Clemens Wenzeslaus ebenfalls Bischof war und wohin er sich nach dem Einmarsch der Franzosen in Trier zurückgezogen hatte.

Es sollte bis 1810 dauern, bis der Heilige Rock in den Trierer Dom zurückkehren konnte. Der von den Franzosen eingesetzte Bischof Charles Mannay holte die Reliquie mit Hilfe Napoleons aus Augsburg zurück. Rund 230.000 Pilger kamen in der Zeit vom 9. bis zum 27. September 1810 zum Heiligen Rock nach Trier.

Die erste große Wallfahrt im nun preußischen Trier fand vom 17. August bis zum 6. Oktober 1844 statt, rund 500.000 Pilger kamen. Die folgende Wallfahrt vom 20. September bis 4. Oktober 1891 stand noch unter dem Eindruck des Kulturkampfes, der Auseinandersetzung zwischen Staat und katholischer Kirche. Mehr als eine Million Wallfahrer kamen nach Trier.

Die Tradition der Heilig-Rock-Wallfahrten geht zurück bis auf das Jahr 1512. Damals wurde die Tunika auf Veranlassung des deutschen Kaisers Maximilian I. erstmals öffentlich gezeigt. Vorher war sie Jahrhunderte lang im Hochaltar des Domes eingemauert. Zu Beginn wurde der Heilige Rock in sehr viel kürzeren Abständen gezeigt als später. So fand die Wallfahrt bis 1517 jährlich statt. Von 1524 bis 1545 gab es dann alle sieben Jahre eine Heilig-Rock-Wallfahrt, bevor die zunehmenden Kriege die Wallfahrten bis 1655 unmöglich machten.