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Ferdinand Gehr

1896 bis 1996, Künstler der Fresken "Alpha und Omega"

Ferdinand Gehr

Ferdinand Gehr ist in Niederglatt in der Schweiz geboren. Sein künstlerisches Arbeiten beginnt in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts nach Studienaufenthalten in Florenz, Paris und Berlin. Dort kommt er in Kontakt mit der zeitgenössischen Kunst. Die Eigenständigkeit, die sich in seiner gesamten Schaffensphase (bis zu seinem Tod im Jahr 1996 im Alter von 100 Jahren) in einer ungewöhnlichen Einheitlichkeit abbildet, erlaubt es kaum, das Werk von Gehr in kunsthistorisch definierte Schranken einzupassen. Wenn überhaupt, scheinen Verbindungen zu den Werken von Henri Matisse und Jean (Hans) Arp erkennbar.

Große Verbreitung haben die  Blumenbilder von Ferdinand Gehr erlangt. Das Gesamtwerk allerdings, vor allem die sakrale Kunst Gehrs, haben über lange Zeit nicht die angemessene Beachtung gefunden. Das hat damit zu tun, dass Gehr mancherorts etwas abschätzig als "Kirchenmaler" etikettiert wurde: Vielleicht war es ein Handikap, dass er aus ideologischen Gründen nicht Mitglied der Avantgarde sein durfte. Auf der anderen Seite haben konservative kirchliche Kreise seine fortschrittliche Kunst abgelehnt und ihn so ins Abseits gedrängt. Zudem lebte Gehr sehr zurückgezogen: Seine Art, sich von allen Welten außer der eigenen abzuwenden, hat ihn nachhaltig von den Kunstbühnen ferngehalten und überließ ihn während langer Jahre allein dem Umfeld seiner Familie und seinem künstlerischen Schaffen. In den letzten Jahren hat, vor allem in der Schweiz, das Interesse an seinem Œuvre stark zugenommen, was unter anderem durch eine große Ausstellung im Kunstmuseum Sankt Gallen im Jahr 2001 zum Ausdruck kam.

Für Gehr ist die Bibel eine Hauptquelle seiner Inspiration. Dabei setzt er ihre Bilderwelt in "Bildzeichen" um, die er auf das Wesentliche zurückführt, damit sie über sich hinaus auf Grundlegendes verweisen können. So ist die Bedeutung seines sakralen Schaffens zwar zunächst darin zu sehen, dass er in einer zeitgenössischen Kunstsprache die Aktualität der christlichen Botschaft betont. Wichtiger erscheint aber noch, dass er seine manchmal über lange Zeiträume gesuchten inneren Bilder in einer besonderen Dichte wiedergibt. Sein Suchen ist geradezu spürbar; das Suchen nach Bildern, die bei aller Komplexität der Aussagen auf den Punkt gebracht sind und in dieser gefundenen Selbstverständlichkeit den Betrachter zum Weitersuchen auffordern. 

Text: Johannes Krämer, *1966, Diplom-Ingenieur & Architekt, seit 2003 Baudirektor des Bistums Mainz